07.-15.08. | Sommerlager Normandie
Die Entscheidung, welches Ziel wir im Sommer ansteuern würden, fiel für Rover-Verhältnisse relativ schnell; es sollte nicht zu warm aber auch nicht zu kalt sein. Am besten am Wasser und es sollte nicht zu viel Wandern auf dem Plan stehen. Die Normandie schien dafür perfekt. Geschichtsunterricht inbegriffen. Leider flachte der anfängliche Enthusiasmus bei einigen Rovern nach und nach ab, so dass wir letztendlich nur zu sechst auf die Reise gingen. |
Mit dem Zug fuhren wir von Strasbourg über Paris und nach Bayeux in der Normandie. Völlig kaputt von der Zugfahrt campierten wir bei einem Campingplatz in Bayeux, der gerade noch so Platz für zwei Zelte hatte, so dass wir ausgeruht in den nächsten Tag starten konnten.
Unsere Wanderroute führte uns zunächst einmal schnurgeradeaus zum Meer, auf das wir uns schon sehnsüchtig gefreut hatten. Nach ein paar weiteren Kilometern trafen wir dann erstmals auf einen Bunker aus dem 2.Weltkrieg, bei dem wir eine Pause einlegten und ihn gründlich untersuchten. Es folgten noch sehr viele weitere Bunker und Schützengräben, die uns oftmals vom wandern abhielten, doch letztendlich erreichten wir unser Tagesziel Port-en-Bessin. Nach längerer Diskussion einigten wir uns darauf auf einem städtischen Campingplatz zu nächtigen, da es an den kaum geschützten Küstenabschnitten nur so von Touristen wimmelte, und es daher etwas ungeschickt gewesen wäre, dort Zelte aufzuschlagen.
Für den nächsten Tag nahmen wir uns vor, den Omaha Beach zu erreichen. Kurzzeitig verloren wir den roten Faden unserer Route, da sich unser Wanderweg scheinbar durch eine Pferdekoppel schlängelte und es nicht ersichtlich, ob es nun ein Pferde-Trampelpfad oder ein Wanderpfad war, der uns durch Dorngestrüpp und mannshohen Brennnesseln führte. Zum Mittag erreichten wir dann mehr oder weniger zerkratzt einen hübschen Strand an dem wir, in der Sonne badend, eine ausgedehnte Mittagspause hielten. Wir entschieden uns dann unten an der Küstenwand entlang zu laufen und mussten so über Berge von Muscheln und durch Tümpelchen mit Seetang und Sand. Mit salzig-nassen Füßen, braun gebrannten Schultern und roten Tüchern auf dem Kopf erreichten wir nach 3,5 Kilometern den riesigen Omaha Beach. Den restlichen Tag verbrachten wir am Meer und genossen die Sonne. Gegen Abend leerte sich der Strand und wir machten uns auf die Suche nach einem nahegelegenen Koch- und Schlafplatz. Bei wunderschönem Sonnenuntergang kochten wir auf dem Dach eines Bunkers Matsch-Reis mit Soße (keine braune Soße, wohl bedacht).
Am Morgen weckte uns ein leichter Nieselregen auf und trieb uns in den Bunker. Sehr lange hielten wir es dort nicht aus, da der Bunker anscheinend auch für viele als öffentliche Toilette fungiert hatte. Mit leeren Mägen und sichtlich schlechter Laune machten wir uns zum nahegelegenen Soldatenfriedhof auf. Dort besuchten wir das Infocenter, das alle Etappen der Operation Overlord darstellte, und anschließend den beeindruckenden Soldatenfriedhof zum Gedenken für die während der Operation Overlord gefallenen US-amerikanischen Soldaten. Nach spätem Frühstück im Niesel-Regen wanderten wir weiter den Omaha Beach entlang nach Vierville-Sur-Mer. Durchnässt schlugen wir unsere Zelte am örtlichen Campingplatz auf und hofften auf besseres Wetter.
Den folgenden Tag gingen wir langsam an und entschlossen uns, mit dem Bus zurück nach Bayeux zu fahren, da wir unser Ziel – Vierville-Sur-Mer – erreicht hatten. Wir ließen unsere Sachen bei dem altbekannten Campingplatz in Bayeux zurück und machten uns auf den Weg, die Innenstadt und die Kathedrale von Bayeux zu erkunden.
Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Weg zum Bahnhof, um mit den Zug zum Mont-Saint-Michel zu fahren. In Pontorson stiegen wir aus und liefen die restlichen 7 Kilometer zu Fuß Richtung Küste. In Beauvoir, machten wir uns auf die Suche nach einem annähernd günstigen Campingplatz. Mit Erfolg. Am Abend warfen wir schon mal einen Blick aus der Nähe auf den Mont-Saint-Michel und schauten der schnellen Flut zu, wie sie in das Becken der Klosterinsel hinein rauschte.
Am Tag darauf regnete es wieder. Doch der Regen hielt uns dennoch nicht davon ab nochmals zum Michels-Haufen zu laufen um ihn genauer zu besichtigen. Bis zur Unterwäsche durchnässt kamen wir nach 3 wegzehrenden Kilometern an. Die Besichtigung des Klosters kostete uns nichts, was uns sehr glücklich stimmte. Nach der Besichtigung gönnten wir uns noch überteuerte Crêpes und heiße Schokoladen in einem kleinen Café auf dem Mont-Saint-Michel und liefen dann gegen Abend zurück zum Campingplatz um uns dort an lecker-aussehendem Spinat und Rühreiern gütlich zu tun.
Der letzte Tag war schnell gekommen. Wir packten unsere Sachen, wanderten zurück nach Pontorson um von dort mit dem Zug nach Paris zu fahren. Knapp bei Zeit, rannten wir in Paris durch den strömenden Regen vom einen zum anderen Bahnhof, um unseren TGV nach Strasbourg nicht zu verpassen. Mit der Heimfahrt ging ein diskussionsreiches aber auch sehr schönes und informatives Sommerlager zu Ende.
Das Sommerlager in der Normandie hat uns den zweiten Weltkrieg und seine Ausmaße nochmals näher vor Augen gebracht. Der Soldatenfriedhof und das Informationscenter beschreibt sehr ausführlich wie die einzelnen Etappen der Operation Overlord und vor allem des D-Days (6.Juni 1944) verlaufen sind und wie viele Soldaten ihr Leben für die endgültige Befreiung Frankreichs geben mussten. Die Bunker, Schützengräben, die durchlöcherten Schutzglocken und andere Überreste des D-Days die man rund um den Omaha Beach findet, stimmen einen oftmals bedrückt und man möchte sich nicht ausmalen, was an diesen Orten geschehen ist.
- Wann: 07. bis 15. August 2010
- Wo: Normandie, Frankreich
- Dabei waren: Stefanie Schlick, Susan Dideban, Patricia Roth, Sarah Winkeler, Manuel Görlacher, Sven Bergmann