01.-11.08. | Sommerlager Slowenien und Italien
Freitag, 01. August 2014. Früh morgens um halb 8 treffen wir uns in der Bahnhofshalle in Karlsruhe, verteilen noch 14 Laib Brot, die in den nächsten vier Tagen einen Großteil unserer Nahrung darstellen sollen, und steigen zunächst in den Regionalzug nach Stuttgart. Dort haben wir eine Stunde Zeit, bevor wir zwei komplette Abteile (und zwei Einzelplätze für Patricia und Robert) im überfüllten EuroCity Richtung Österreich und Slowenien erobern und es uns für die nächsten 8 Stunden gemütlich machen. Direkt bis nach Bled und damit bis kurz vor den Ausgangspunkt unserer Wanderung soll uns der Zug bringen. Doch wieso einfach, wenn’s auch umständlich geht? (Bzw., um Lagertraditionen am Leben zu erhalten, was soll der Geiz?) An einem genauso kleinen wie unbedeutenden Bahnhof in Österreich stoppen wir unvermittelt, der Zugbegleiter faselt was von Personenschaden und unsere Zeitpläne beginnen langsam, sich in Luft aufzulösen. Statt direkter Zugfahrt bis Bled erwarten uns nun eine Zugfahrt bis Villach, Umsteigen in den Schienenersatzverkehr-Bus bis nach Jesenice (immerhin schon in Slowenien), nochmal Zug bis Lesce Bled, 1,5 Stunden Warten auf unseren Bus (der spät abends nur noch alle Jubeljahre fährt), sowie 5 km nächtliche Wanderung zum Campingplatz (da der Bus spät abends auch nicht mehr so weit fährt wie gedacht). Alles mit üppigen Wartezeiten, sodass wir letztlich ganze 6 Stunden später als geplant am Tagesziel ankommen. Nach chaotischem Zeltaufbau in einem tropfnassen Waldstück fallen wir gegen 2 Uhr morgens ohne warmes Abendessen ins Bett.
Wie der Freitag mit chaotischen Verspätungen endete, so beginnt der Samstag. Zeltaufbau: Chaos. Frühstück vorbereiten: Chaos. Rucksack packen: Chaos. Vor uns liegt gleich zu Beginn die härteste Wanderetappe unserer Tour, über 1000 Höhenmeter wollen zurückgelegt werden. Doch trotz kurzer Nacht, fehlender Gewöhnung ans schwere Gepäck und einer Startzeit von 13 Uhr wagen wir uns auf in die Steigungen der julischen Alpen. Zunächst noch gemächlich bis zum eindrucksvollen Slab-Savica-Wasserfall, danach aber immer steiler und unwegsamer geht es stets bergauf. Gegen 18 Uhr trudelt dann die letzte Kleingruppe am Endpunkt des Tages ein, einem kleinen, kristallklaren Bergsee umgeben von Bäumen und Geröll. Nach ausgiebigem Baden und Entspannen trotzen wir dem Wald etwas abseits vom See gerade so genug Platz für unsere 5 Zelte ab und nehmen die erste warme Mahlzeit dieses Lagers am Seeufer zu uns.
Der Sonntag beginnt früh mit Zeltabbau und Versammlung zum Frühstück am See, bevor wir uns wieder auf dem Weg nach Norden machen. Erstes Zwischenziel ist eine Berghütte an den Triglav-Seen, weiter bergauf und ein gutes Stück tiefer im Nationalpark. Das karstige Gebirge erweist sich dabei als tückisch und verweigert uns fast durchgehend Flüsse oder Gebirgsbäche, die wir zum Auffüllen unserer Trinkflaschen nutzen könnten. Von ein paar Rinnsalen am Fels abgesehen sehen wir bis zur wunderschön gelegenen Hütte Wasser nur von oben, wo wir ausgiebig Pause machen und endlich unsere Flaschen wieder auffüllen. Von dort geht es dann über Geröll und Schneefelder weiter bis über die Baumgrenze, wo wir wieder in der Nähe eines Sees übernachten wollen. Leider erweist es sich dort als unmöglich Platz für die Zelte zu finden, weshalb wir nach einer Weile notgedrungen die Rucksäcke wieder aufsatteln und weitermarschieren. Letzten Endes finden wir auf einer sehr unebenen Bergwiese Platz, weit ab von Wasser aber mit einer grandiosen Aussicht. Nach dem Zeltaufbau perfektionieren wir die Wasserwiederverwendung beim Kochen und begeben uns zu einer teilweise sehr ungemütlichen Nacht in die Schlafsäcke.
Montag früh, der letzte Wandertag des Lagers steht an. Wir stehen noch vor dem Sonnenaufgang auf, bauen schnell die Zelte ab und laufen zunächst ohne Frühstück los, welches wir am nächsten Bergsee kurz vor einer weiteren Hütte nachholen. Hiernach passieren wir den höchsten Punkt der Wanderung kurz über 2000 m und beginnen nach einem Gruppenfoto mit Panoramahintergrund mit dem Abstieg ins Soca-Tal. Mit jedem Höhenmeter, den wir weiter nach unten kommen, steigen dabei Temperatur und Luftfeuchtigkeit gleichermaßen, sodass wir letztlich müde und durchgeschwitzt an einem einfachen aber urgemütlichen Campingplatz direkt an der Soca ankommen. Dort heißt es dann erst einmal duschen, Wäsche waschen und ausruhen. Kaum wieder in der Zivisilation angekommen, schlägt in der Gruppe die Konsumlust durch, und der Getränkeautomat des Campingplatzes wird bis zum Abend fast vollständig geleert.
Am kommenden Morgen heißt es dann auch schon wieder einpacken und weiterdüsen. Ein kleiner Bus fährt uns quer durch die julischen Alpen nach Kranjska Gora. Nach zwei weiteren Umstiegen treffen wir gegen Mittag im malerischen Städtchen Bled ein. Die viele Busfahrerei bringt uns zur Erkenntnis, dass sowohl Rechnen als auch Ticket-Ausstellung wahrlich keine besonders große Stärke der slowenischen Busfahrer sein kann. Den Gesamtpreis für 14 Personen müssen wir zwei mal selbst ausrechnen und erhalten im Gegenzug 14 Thermopapier-Fetzen für uns und nochmal 14 für unser Gepäck. Bled entpuppt sich als ultra-touristisch und dementsprechend tun wir uns schwer, einen Schlafplatz zu organisieren. Nach langem Suchen und Fragen geben wir uns schließlich geschlagen und steuern den teuren Luxus-Campingplatz direkt am Bleder See an, der sich jedoch als ausgebucht entpuppt. So beißen wir in den sauren Apfel und trotten müde und abgekämpft zum nahegelegenen Bahnhof, eine Notlösung, die sich als Glücksgriff erweisen sollte. Der Bahnhof ist klein und gemütlich, mit großzügigem Unterstand und offener Toilette und beschert uns die bisher bequemste Nacht des Lagers.
Mittwoch Morgen können wir früh aber bequem aufstehen, schließlich haben wir den Weg zum Bahnhof bereits hinter uns. Mit einem kleinen gemächlichen Regionalzug fahren wir bis nach Nova Gorica, überqueren zu Fuß die Grenze zu Italien und steigen 2 km weiter in Gorizia in den nächsten Zug Richtung Triest. Dort angekommen steht nur noch eine kurze Busfahrt auf dem Programm, bevor wir am Pfadfinder-Hostel „Alpe Adria“ im Triester Stadtteil Prosecco ankommen, das uns die nächsten drei Tage beherbergen wird. Der nächste Supermarkt ist keine 100 m entfernt und wir können eine kleine Hütte mit Kühlschränken und Küche günstig dazu buchen, was unseren Mahlzeiten neue Dimensionen verleiht. Den Rest des Tages erholen wir uns von den Strapazen der Reise und genießen von Pfadihänden gebratene Hamburger.
Am kommenden Tag ist der Plan einfach und simpel: Ausschlafen und Strand! Mal wieder mit dem Bus fahren wir in Richtung Sistiana del Mare, wo sich neben einem großen Yachthafen auch ein kleiner
Kiesstrand verbirgt – bei sonst ausschließlich betonierten Stränden in Triest ein kleines Paradies und dementsprechend voll. Wir nutzen das schöne Wetter ausgiebig zum Schwimmen, Planschen und Rumlungern, jede Menge Sonnenbrand inklusive. Wieder zurück an den Zelten gibt es herzhafte und süße Pfannkuchen, außerdem beginnen wir mit der Vorbereitung des diesjährigen Pfadiversprechens.
Freitag ist schon unser letzter Tag bei Triest, den wir ruhig und stressfrei verbringen. Neben weiterer Versprechensvorbereitung bilden sich drei Aktions-Kleingruppen für die Tagesgestaltung. Eine Gruppe fährt zum Sightseeing in die Triester Innenstadt, die zweite zur „Grotta Gigante“, der größten für Besucher zugänglichen Höhle der Welt, und die dritte bleibt am Platz und hält dort tapfer die Stellung. Die Innenstadt bietet wohl nicht besonders viel und versteckt die begehrten Fast-Food-Restaurants zu gut, die Höhle aber ist wahrhaft gigantisch, interessant und vor allem eine angenehm kühle Abwechslung zum bisher fast durchgängig feucht-heißen restlichen Lager. Zum Abschluss unserer Zeit in Triest zaubert das Leiterduo handgemachte Käsespätzle mit Salat und Pfirsich-Quark-Dessert auf den Tisch.
Unser letzter voller Lagertag steht zunächst wieder einmal ganz im Zeichen des unterwegs-sein. Noch im Dunkeln klingelt der Wecker, die Zelte waren am Vorabend schon abgebaut worden. Wir nehmen der ersten Bus zurück zum Hauptbahnhof und frühstücken im Zug nach Venedig, wo wir um 08:24 Uhr morgens ankommen. Leider wird der Sinn dieses frühmorgendlichen Trips (nämlich viel Zeit für Venedig zu haben) vom venezianischen Personennahverkehr ad absurdum geführt. Nach dem Verlassen des Zuges sind unsere Stationen eine Information, um zu erfahren dass wir noch ein Stückchen Zug bis in die Innenstadt fahren müssen; selbiger Zug, in dem wir schwarz fahren da sich die Fahrkarten nur am Bahnhof entwerten lassen; eine Touristinformation am Hauptbahnhof, die 20 Minuten nach angegebener Zeit dann auch wirklich öffnet; zwei Wasser-Busse, die zwar ganz eindrucksvoll sind, aber auch nur qualvoll langsam vorankommen; sowie ein Shuttlebus zum auserwählten Campingplatz direkt am Meer. Dank Hochsaison ist aber auch dieser Campingplatz ausgebucht und verweigert uns einen Schlafplatz. Etliche Kilometer zu Fuß und eine weitere Absage später schlagen wir geschlagene fünf Stunden nach unserer Ankunft in Venedig endlich unsere Zelte auf einem winzigen aber gemütlichen und ruhigen Campingplatz auf – der gemütliche ganze Tag in der Innenstadt von Venedig ist dahin. Wir beschließen, eine kurze Dusch- und Ausruhpause einzulegen und brechen am frühen Nachmittag Richtung Innenstadt auf. Venedig ist zwar mit Menschen aus aller Welt nur so vollgestopft, aber dennoch eindrucksvoll und mit viel Atmosphäre. Nach zwei Stunden Freizeit in Kleingruppen versammeln wir uns wieder und laufen zum von den Leitern ausgesuchten Versprechensort, einer kleinen Brücke über einen der vielen abgelegenen venezianischen Kanäle. Kurz vor Sonnenuntergang legen dort alle 12 Pfadis ihr Pfadiversprechen ab und bekommen ihre Stufenlilie sowie ihre Halstuchknötchen. Zur Feier des Tages und als kleine Überraschung am letzten Lagertag geht es danach in ein stilvolles italienisches Restaurant direkt am Kanal, wo wir Lager und Versprechen ausgelassen feiern.
So wie das Lager begann, so endet es auch: mit langen Zugfahrten. Ausnahmsweise ausgeschlafen geht es zunächst von Venedig nach Innsbruck, von dort nach München und dann schließlich per ICE zurück nach Karlsruhe, wo wir (schon am Montag) nachts gegen halb 4 Uhr einlaufen und von den Eltern empfangen werden. Nach dem obligatorischen Schlusskreis mit „Gut Pfad!“ zerstreuen wir uns dann wieder in alle möglichen Ecken Karlsruhes nach diesem eher kurzen, anstrengenden aber schönen Sommerlager 2014.
Statistik:
- Wann: 01. bis 11. August 2014
- Wo: Triglav-Nationalpark in Slowenien, Triest und Venedig in Italien
- Dabei waren: Alexander Dideban, Corvin Dold, Valentino Herbst, Lennert Lehmann, Felix Ludwig, Lars Mainusch, Jonas Müller, Tristan Müller, Tim Pühl, Linus Schlee, Aurora Schmidt, Vincent Stegmaier
- Leiter: Patricia Roth, Robert Schittny