Das Sommerlager 2010 führte fünf Pfadis und drei Leiter nach Südfrankreich in die französischen Pyrenäen. Dort verbrachten wir zwei spannende Wochen mit vielen Erlebnissen und immer wieder kleinen oder größeren Überraschungen. Nach einigen anstrengenden Wandertagen in den Bergen standen drei Tage Dienst im Wallfahrtsort Lourdes auf dem Programm, gefolgt von Entspannen und Baden am Mittelmeer in Perpignan.
Am 06. August, abends um 18 Uhr, war es so weit: Fünf Pfadis und zwei Leiter (Andi sollte nach einer Woche zu uns stoßen) steigen am Hauptbahnhof Karlsruhe in einen überfüllten Eurolines-Bus und ruckeln langsam aber sicher Richtung Südfrankreich. 13 Stunden Busfahrt und nur wenig Schlaf später kommen wir früh am Morgen in Perpignan an, dem ersten Etappenziel unserer Reise in den Süden. Von dort aus ging es noch einmal läppische 5 Stunden Zug und Bus weiter, bis wir kurz vor Lourdes in Sarrancolin mitten in den Pyrenäen ankommen und uns den ersten Schlafplatz dieses Sommerlagers suchen. Robert beginnt, die ersten Seiten aus dem Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ vorzulesen, was im Laufe des Lagers zum abendlichen Ritual werden sollte.
Am nächsten Tag geht dann das Lager endlich richtig los: Wir laden uns unsere Rucksäcke auf den Rücken und laufen los! Los Richtung Süden zum Dorf Ville-Aure, von wo aus wir in den Fernwanderweg GR10 einsteigen wollen. Der Weg verläuft in der Ebene, geht aber dennoch mal auf mal ab und verlangt doch einige Höhenmeter von uns. Nach der Hälfte der Strecke ist es den Pfadis zu viel, sie beschließen, auf Höhenmeter und landschaftliche Abwechslung zu verzichten und wählen sich die Straße als Weg. So trotten wir die nächsten Stunden dicht hintereinander am Straßenrand entlang, während Auto um Auto an uns vorbeirast. Nach gut 20 km schaffen wir es schließlich nach Ville-Aure und finden nach langwieriger Suche einen Schlafplatz auf einer großen Wiese, nebst nahegelegenem Rastplatz mit Wasser und Toiletten.
Der zweite Wandertag bietet uns gleich zu Beginn eine große Herausforderung. Von Ville-Aure aus geht es direkt in den Berg, und erst nach mehr als 1400 Höhenmetern wandelt sich das „bergauf“ wieder in ein „bergab“. Bis dahin stapfen wir Stunde um Stunde erst durch ein Waldgebiet, später oberhalb der Baumgrenze durch dichten Nebel, dann wieder über dem Nebel durch wunderschöne Berglandschaften, bevor wir kurz nach der höchsten Stelle unser Nachtlager wunderschön abgeschieden am ersten Bachlauf aufschlagen, den wir finden können. Müde aber stolz verbringen wir den Abend vollkommen allein und schlafen erschöpft ein.
Am dritten unserer Wandertage werden wir von einer Herde Kühe geweckt, die unsere „Schlafwiese“ zum Grasen entdeckt haben und uns mit ihrem Gebimmel schnell aus den Träumen holen. Nur mit Mühe können wir unser Frühstück vor allzu neugierigen Bullen retten. Der GR10 führt uns an diesem Tag weiter durch wundervolle Berglandschaften, vorbei an Seen und durch ein sagenhaft schönes Naturschutzgebiet. Da das Übernachten direkt im Naturschutzgebiet verboten ist, wählen nicht nur wir den ersten See direkt danach als Schlafplatz aus. Wir teilen uns das Seeufer mit mindestens 15 weiteren Zelten und genießen einen sehr stimmungsvollen Abend mit prächtigem Wetter.
Am vierten Tag wird es Zeit, wieder Lebensmittel nachzukaufen, weshalb wir nach Norden weitergehen und – vorbei am legendären Col du Tourmalet – ins kleine Pyrenäendörfchen Bareges absteigen, wo wir im Campingplatz einquartieren. Nach einer erfrischenden Dusche beschließen wir, auch den nächsten Tag in Bareges zu verbringen und uns einen Ruhetag zur allgemeinen Erholung zu gönnen.
Der Ruhetag beginnt ganz entspannt mit gemütlichem Ausschlafen und ausgiebigem Frühstück, bevor wir uns eine Weile im dorfeigenen Mini-Schwimmbad vergnügen. Zurück am Campingplatz werden unsere weiteren Pläne allerdings etwas durcheinandergeworfen, als Töbi sich auf dem Trampolin des Campingplatzes am Bein verletzt. Statt eines gemütlichen Abends stehen nun erste Hilfe, Rettungswagen, Töbis Fahrt nach Lourdes ins Krankenhaus und viele Telefonate auf dem Programm. Glücklicherweise erweist sich die Verletzung als nicht so dramatisch, sodass Töbi schon am selben Abend aus dem Krankenhaus kann und zusammen mit Oli in Lourdes im Hotel übernachtet, während der Rest die Stellung in Bareges hält.
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, packen unsere Sachen zusammen und steigen in den Bus, um nun auch nach Lourdes nachzukommen. Dort quartieren wir uns im Jugenddorf „Village des Jeunes“ ein, wo wir zwei Tage später sowieso einlaufen wollten. Wir treffen uns mit Oli und Töbi und verbringen einige ruhige Stunden mit Einkaufen, Kochen, Essen, Spielen und Reden, bevor Oli und Töbi sich abends wieder verabschieden und eine weitere Nacht im Hotel verbringen.
Der nächste Tag ist insbesondere von einem langen Aufenthalt im Krankenhaus geprägt, wo Töbis Wunde noch einmal untersucht wird, bevor er von seinen Eltern, die den langen Weg bis nach Lourdes gekommen sind, abgeholt wird, um sich zu Hause auskurieren zu können. Viele Stunden vergehen dabei im Wartebereich des Krankenhauses, bevor wir diesen Abschnitt des Lagers auch so gut wie möglich hinter uns gebracht haben und abends dann erstmals wieder alle am selben Ort schlafen.
Genau zur Hälfte des Lagers wird es am nächsten Tag dann wieder etwas spannender. Wir werden in Lourdes abgeholt und fahren zu einem nahe gelegenen Rafting-Gebiet, um mit sechs Pfadis hoch einen mehr oder weniger wilden Fluss in einem überdimensionalen Gummiboot harabzufahren. Dabei liefern wir uns Rennen mit den weiteren Booten, gehen mal frei- und mal unfreiwillig baden und haben alle sehr sehr viel Spaß. Am Abend stößt dann Andi zu uns, den wir am Bahnhof abholen und ausführlich über die Erlebnisse der letzten Woche informieren.
Am darauffolgenden Montag schließen wir wieder die Lücke zu unserem ursprünglichen Lagerplan. Die nächsten 2,5 Tage leisten wir in Lourdes einen freiwilligen Dienst beim Wallfahrtsbetrieb. Dafür informieren wir uns zunächst selbst umfassend über den Wallfahrtsort und seine Geschichte, bevor wir dann verschiedenste Arbeiten verrichten, vom persönlichen Krankentransport bis zum „Absperrband-Halter“ bei der abendlichen Lichterprozession. Am Mittwoch steht außerdem für einige von uns noch eine Sonnenaufgangswanderung zum Pic du Jer auf dem Programm, bei der wir zwar keinerlei Sonne sehen, aber dennoch unseren Spaß haben.
Mittwoch mittag beginnt dann mit der Zugfahrt zurück nach Perpignan der offizielle Entspannungsteil unseres Sommerlagers. Wir kommen am frühen Abend an und werden von einem Pfarrer freundlich empfangen, der uns in die Jugendräume der ansässigen Pfadfinder führt, wo wir die nächsten Tage verbringen dürfen. Donnerstag steht ein Tag Strand an der Mittelmeerküste auf dem Programm, den wir alle mit ausgiebigem Faulenzen im Sand begehen und mit dem gemütlichen und sehr leckeren Besuch in einer Creperie abschließen.
Am Freitag steht dann nach einem ausgiebigen Frühstück noch eine kurze Runde durch Perpignan auf dem Programm, die allerdings aufgrund der Hitze recht kurz ausfällt. Bald nach dem Mittagessen packen wir dann auch wieder unsere Siebensachen und machen uns auf zum Bahnhof, wo wir nach zwei Wochen Südfrankreich wieder in den Bus nach Karlsruhe einsteigen.
Sonntag, 21.08.2010: Wir kommen mit etwas Verspätung in Karlsruhe an, wo wir unter anderem von Töbi empfangen werden, der ja in der zweiten Woche zu Hause die Stellung halten musste. Nach einem Gruppenfoto mit endlich einmal allen Teilnehmern geht damit ein wunderschönes, erlebnis- und abwechslungsreiches Sommerlager mit einer tollen Pfadigruppe zu Ende.
Statistik:
- Wann: 06. bis 21. August 2010
- Wo: Französische Pyrenäen, Lourdes, Perpignan
- Dabei waren: Dariusch Dideban, Fabian Winkeler, Jessica Nees, Sören Bergmann, Tobias Schlick
- Leiter: Olivier Blanchard, Andi Schütte, Robert Schittny