Das Sommerlager 2011 führte die Pfadistufe ins schöne Süd- und Mittelschweden. Nach einer langen Anreise mit dem Zug besuchten wir zunächst für einen Tag das 22te World Scout Jamboree in Rinkaby an der Südostküste Schwedens. Über 40.000 Pfadfinder aus aller Welt waren dort für ein „friedliches Zusammentreffen“ versammelt. Der Rest des Lagers bestand aus Wandern an der Südostküste Schwedens, am Vänern (dem größten See Schwedens), Draisinefahren in Mittelschweden sowie drei Tagen in der Hauptstadt Stockholm. Insgesamt ein sehr schönes Sommerlager mit einer tollen Gruppe!
Am Morgen des 30. Juli 2011 beginnt unser Sommerlager am Hauptbahnhof Karlsruhe. Mit 8 Pfadis und 3 Leitern steigen wir in den ICE Richtung Norden, über 14 Stunden Zugfahrt stehen uns bevor. Zunächst nach Hamburg, wo wir uns mit den Jupfis – ebenfalls auf dem Weg nach Schweden – „verbünden“ und gemeinsam Richtung Kopenhagen weiterfahren, inklusive einer schönen Fährfahrt von Puttgarden nach Rødby. Von Kopenhagen geht es dann über die Øresundbrücke nach Malmö, wo wir einen kurzen Aufenthalt haben um Geld und weitere Tickets zu holen, bevor es dann mit dem Regionalzug bis nach Kristianstad weitergeht, dem vorläufigen Ziel des Tages. In Kristianstad angekommen, werden wir gleich von vielen Pfadfindern begrüßt und auch ein Schlafplatz ist schnell gefunden: Ein großer Kreisel mitten in der Stadt, auf dem schon einige Zelte als Werbung fürs Jamboree standen, sollte unser Zeltplatz für diese Nacht werden. Nach einem mückengeplagten Aufbau und dem Abendessen fallen wir dann recht schnell in die Zelte.
Am nächsten Morgen machen wir uns dann auf den Weg Richtung Jamboree, wo wir Montag zu Besuch sein würden. Von Kristianstad aus wanden wir weiter Richtung Süden bis Rinkaby, um dort wieder einen Platz zum Schlafen zu suchen. Diese Suche gestaltet sich recht simpel, da wir in Rinkaby prompt von einem freundlichen Busfahrer „aufgesammelt“ werden, der uns zur Jamboree-Anmeldung fährt. Dort erfahren wir von einem provisorischen Campingplatz in der Nähe, den wir kurzerhand ansteuern. Im Garten eines Farmers finden wir dort eine gemütliche kleine Wiese mit Toilette, Feuerstelle und einem im Baum hängenden Gartenschlauch als Quelle, Dusche, … Dem Beispiel vom letzten SoLa folgend liest Robert an diesem Abend die ersten Seite unserer Lagerlektüre vor, dem Buch „Die Brüder Löwenherz“ von Astrid Lindgren.
Am Montag steht der Besuch des World Scout Jamboree auf dem Programm. Wir stehen früh auf und sind noch vor der Eröffnung am Check-In des Jamborees. Nachdem wir unsere Tickets in hübsche Jamboree-Armbändchen umgetauscht haben, werden wir von einem Bus auf den eigentlichen Lagerplatz gebracht. Über 40.000 Pfadfinder aus aller Welt leben dort für eine Woche, was das Jamboree für diese Zeit zur fünftgrößten Stadt Schwedens macht. Aufgeteilt ist das ganze in die vier großen Unterlager „Spring“, „Summer“, „Autumn“ und „Winter“, die wiederum kleinere Unterlager – benannt nach schwedischen Städten – beinhalten. Im Zentrum des ganzen liegt der „Four Seasons Square“ mit Jamboree-Shop, Bank, Post, Apotheke und vielem mehr. Wir teilen uns in Kleingruppen auf und erkunden auf eigene Faust das Jamboree; wir besteigen den Lagerturm, von dem aus das komplette Gelände überblickt werden kann, gönnen uns ein alkoholfreies Bier auf der „kulinarischen Meile“, machen bei einem Diskussionsspiel zu Kinderrechten mit, sehen die 10 größten Glaubensrichtungen der Erde im Bereich „Faith and Beliefs“, stöbern im Jamboree-Shop und saugen die unglaubliche Atmosphäre auf, die 40.000 in Harmonie und Frieden zusammenlebende Jugendliche aus aller Welt erzeugen.
Mit einem Sack voll neuer Eindrücke verlassen wir das Jamboree am Spätnachmittag wieder, packen unsere Zelte am Campingplatz zusammen und wandern noch bis zur Ostseeküste, wo wir unsere Zelte am Waldrand aufschlagen und einen gemütlichen Abend verbringen.
Am Dienstagmorgen packen wir nach dem Frühstück unsere Siebensachen in die Rucksäcke und starten zur zweiten Etappe dieses Sommerlagers: der Wanderung an der Küste bis Sölvesborg inklusive Pfadfinderversprechen. Da es in dieser Region Schwedens so gut wie keine ausgeschriebenen Wanderwege gibt, suchen wir uns unseren Weg an der Küste entlang und gehen mal auf Weiden, mal auf Feldwegen oder Straßen und auch mal über undefinierbare Wildnisflächen, die mit hüfthohen Brennnesselfeldern aufwarten – stets begleitet von heftigem Sonnenschein. Am Nachmittag finden wir einen schönen Lagerplatz direkt am Wasser, wo wir erst einmal baden gehen und ein wenig die Seele baumeln lassen, bevor wir die Versprechensvorbereitung abschließen, die schon an den Vortagen begonnen hatte. Nach dem Abendessen legen dann Sören, Dari, Phil und Aaron ihr Pfadfinderversprechen ab und bekommen ihre Versprechensknoten ins Halstuch geknotet. Außerdem erneuert noch die ganze Gruppe ihr Versprechen mit dem Versprechenstext, wie er von BP damals formuliert wurde.
Am nächsten Tag steht die Wanderung bis Sölvesborg auf dem Programm, wo am Freitag der Zug Richtung Mittelschweden fahren wird. Leider finden wir kaum Wege abseits der Straße, weshalb es größtenteils auf Asphalt bis nach Sölvesborg geht. Dort quartieren wir uns auf einem Campingplatz direkt am Wasser ein, wo wir ausgiebig baden und sehr gut kochen.
Der Donnerstag wird zum „Ruhetag“, da wir erst am nächsten Morgen mit dem Zug weiterfahren werden. So ist dieser Tag geprägt von Ausschlafen, Baden, Schlafen, Lesen, Rugby-spielen, Kochen, …
Am Freitag stehen wir in aller Frühe auf, packen unsere Sachen und laufen los Richtung Bahnhof, wo wir uns auf die Fahrt nach Mariestad am Vänern, dem größten See Schwedens, machen. Nach einer schlafreichen Zugfahrt begrüßt uns Mariestad mit schönstem Regenwetter – keine ideale Voraussetzung für 40km Wanderung bis zu unserem nächsten Ziel Gullspång. Nach einem Besuch in der Touri-Info verkürzen wir diese Strecke kurzerhand, um uns mehr Freiheiten bei der Routenwahl zu lassen und so vielleicht allzu viel Asphalt unter den Füßen zu vermeiden. Los geht es auf Straße und Feldwegen am imposanten Vänern entlang, bis wir einen Badeplatz an einer Ferienhaussiedlung finden, auf dem wir uns niederlassen dürfen.
Am Samstag wollen wir bis kurz vor Sjötorp wandern, von wo aus am nächsten Morgen ein Bus nach Gullspång gehen soll. Auf schier endlosen Feldwegen durch die Wälder Mittelschwedens laufen wir weiter Richtung Norden, finden dafür aber nachmittags den wahrscheinlich schönsten Platz dieses Lagers. Auf einem Stück Felsküste direkt am See ringen wir der Natur gerade so ein paar Quadratmeter ebenen Boden für unsere Zelte ab und werden mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt.
Am darauffolgenden Morgen stehen wir wieder früh auf, um den Bus, der der einzige an diesem Tag ist, nicht zu verpassen. Pünktlich zum einsetzenden Regen verlassen wir unseren schönen Lagerplatz und laufen bis kurz vor Sjötorp an den Götakanal, wo der Bus abfahren wird. Kaum im Schutz der Bushaltestelle angekommen, öffnet der Himmel seine Schleusen immer mehr und verwöhnt uns mit anhaltendem starken Regen, weshalb wir die Wartezeit bis zur Busfahrt hauptsächlich im Bushaltestellenhäuschen oder in einem Café im nahe gelegenen Hafen von Sjötorp verbringen. Kurz vor der Abfahrt hört der Regen dann aber auf und wir kommen mit dem Bus trocken nach Gullspång, wo sogar etwas Sonne auf uns wartet. In Gullspång angekommen fragen wir uns zum Draisineverleih durch und leihen fünf Draisinen, die für die nächsten 24 Stunden unsere Füße als Fortbewegungsmittel ersetzen sollen. Nach einem kurzen Mittagessen im historischen Bahnhofsgebäude satteln wir die Draisinen und fahren laut ratternd los, immer wieder unterbrochen durch Schotterwege, die die Bahnstrecke kreuzen und für uns Entgleisungsgefahr bedeuten. Nach etwa 30 Kilometern Fahrt kommen wir an einem wunderschönen Lagerplatz an, der direkt an der Draisinenstrecke angelegt wurde und uns mit einem Plumpsklo und einer schönen Feuerstelle verwöhnt.
Am nächsten Morgen satteln wir unser Gepäck wieder auf die Draisinen und machen uns auf den Rückweg nach Gullspång, da wir die Draisinen leider wieder am Ursprungsort abgeben müssen. Deutlich geübter als noch am Vortag kommen wir schnell voran und „landen“ schon um 12 Uhr wieder am Bahnhof, wo wir nach ein paar kurzen Experimenten mit Draisinen ohne Gepäck unsere Drahtesel wieder abgeben, noch einmal Wasser auffüllen und an den Fluss laufen, wo ein öffentlicher und vor allem kostenloser Campingplatz liegt. Nach dem Aufbau der Zelte kaufen wir im nahe gelegenen ICA-Supermarkt ein, erkunden ein wenig den (ziemlich toten) Ort oder liegen gemütlich auf der Wiese herum, bevor wir nach dem Abendessen von Hundertschaften aggresiver Mücken heimgesucht werden, die uns recht schnell in die Zelte treiben.
Am Dienstag morgen stehen wir gemütlich auf, packen nach dem Frühstück unsere Zelte zusammen und laufen zur Bushaltestelle, wo wir die Fahrt nach Stockholm antreten. Um 15 Uhr steigen wir in Stockholm aus dem Zug aus und werden von Gunilla, einer schwedischen Pfadfinderin, die wir noch von Deutschland aus kontaktiert hatten, begrüßt und abgeholt. Gunilla hilft uns beim Kauf von Tickets für den Stockholmer Nahverkehr für die nächsten Tage und fährt dann mit uns nach Märsta, wo wir in einem schönen alten Pfadfinderhaus unterkommen, einkaufen und so viel Pizza backen, dass doch tatsächlich (und das erste mal) etwas übrig bleibt.
Am nächsten Morgen steht dann der erste Besuch der Hauptstadt auf dem Programm, weshalb wir zeitig aufstehen und bei Sonnenschein das Haus verlassen. In Stockholm angekommen wird aus dem Sonnenschein leider ziemlich schnell anhaltender Regen, weshalb wir nur bis zur Mittagspause in Kleingruppen die Stadt erkunden und dann teilweise arg durchnässt wieder zurück ins Haus fahren. Dort verbringen wir noch einen gemütlichen Nachmittag mit großem Burger-Abendessen und viel Uno.
Bei besserem Wetter brechen wir am Donnerstag wieder nach Stockholm auf – diesmal stehen gemeinsame Aktionen auf dem Programm. Wir starten mit einer wunderschönen Rundfahrt per historischem Fährschiff durch den Schärengarten vor Stockholm und laben uns am Anblick hunderter kleiner Inselchen, zwischen denen sich unser Schiff seinen Weg sucht. Wieder zurück an Land essen wir zu Mittag und statten dann dem Freilichtmuseum Skansen einen Besuch ab, welches eine Miniaturausgabe von Schweden vor einigen hundert Jahren darstellt, inklusive kleinem Tierpark im Norden des „Landes“, wo wir unter anderem Rentiere, Elche und Luchse bestauenen dürfen. Hiernach geht es für einen Teil von uns noch ins berühmte Vasa-Museum, während der andere Teil noch einmal durch die Altstadt von Stockholm schlendert, bevor wir dann, wie es sich für den letzten echten Lagerabend gehört, gemeinsam in einem kleinen Café in der Altstadt gemütlich essen gehen. Wieder zurück im Haus reflektieren wir kurz dieses schöne Sommerlager, bevor wir bei Knabberkram und Kartenspielen den letzten Abend vor der Heimreise ausklingen lassen.
Nach gemütlichem Ausschlafen, Frühstück und Aufräumen des Hauses übergeben wir den Schlüssel wieder an Gunilla, verabschieden uns und fahren nach Stockholm, von wo wir per schwedischem Schnellzug nach Malmö fahren. Dort angekommen fehlt wie schon so oft auf diesem Lager nur noch ein Platz zum Schlafen. Da der Bahnhof nachts geschlossen wird und ein uns angebotenes Pfadfinderhaus teuer und schlecht zu erreichen ist, laufen wir schließlich an den Strand, wo wir uns in einer großen Grünanlage unter den freien Himmel legen und einen stilvollen letzten Abend erleben.
Am nächsten Morgen bleibt uns nur noch das Packen der inzwischen leichten Rucksäcke und ein Frühstück im Bahnhof von Stockholm, bevor wir uns wieder einmal in den Zug setzen und die Heimreise nach Karlsruhe antreten.
Statistik:
- Wann: 30. Juli bis 13. August 2011
- Wo: Süd- und Mittelschweden, Stockholm
- Dabei waren: Aaron Aldinger, Dariusch Dideban, Fabian Winkeler, Jessica Nees, Kristin Ansmann, Philipp Benkowitz, Sören Bergmann, Tobias Schlick
- Leiter: Andi Schütte, Carmen Hassels, Robert Schittny